Fragen an Detlef Braun, Geschäftsführer Messe Frankfurt | Deininger Consulting
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Fragen an Detlef Braun, Geschäftsführer Messe Frankfurt

Messen haben 2021, wenn überhaupt, digital stattgefunden. Welche Vorteile könnte diese Veranstaltungsart zukünftig Ihrer Ansicht nach haben?

Digitale Formate haben enormes Potential, um die Reichweite unserer Veranstaltungen zu erhöhen und die Messedauer über die Präsenztage hinaus in den virtuellen Raum zu verlängern. Um unseren Kunden weiterhin Order- und Begegnungsplattformen anzubieten, haben wir seit Ausbruch der Pandemie mannigfaltige hybride und digitale Formate realisieren können. Diese wurden gut angenommen und werden auch weiterhin eine wichtige Ergänzung bleiben, jedoch können sie physische Fachmessen nicht ersetzen. Niemand möchte auf Dauer nur zuhause sitzen und sich per Videokonferenz unterhalten.

Was halten Sie von zukünftigen hybriden Messeformaten?

Wie und ob sich Messeformate künftig grundsätzlich ändern werden, hängt von den Bedürfnissen der beteiligten Branchen ab. Digitale Elemente waren bereits lange vor Ausbruch der Pandemie Bestandteil unserer Veranstaltungen und sie werden es auch nach der Pandemie bleiben. Dass wir unsere Plattformen im stetigen Austausch mit unseren Branchen weiterentwickeln, ist für uns selbstverständlich. Durch die intelligente Verbindung zwischen dem Erlebnis im dreidimensionalen Raum, der Einbindung unseres internationalen Vertriebsnetzes und die verlängerte Reichweite im Digitalen für Regionen und Zielgruppen gestalten wir künftig die Messebeteiligung noch erfolgreicher.

 

Wie sehen Sie insgesamt die Zukunft der großen Messen in Deutschland und international?

Eine aktuelle Befragung unserer Kunden hat erneut ergeben, dass das physische Messeformat lebt. Es wird gewünscht und gefordert. Unsere Kunden haben ein klares Bekenntnis für Onsite-Veranstaltungen abgegeben. Sie wünschen sich zu 67 Prozent reine Präsenzveranstaltungen. Hinzu kommen rund 30 Prozent, die ein hybrides Format bevorzugen würden. In Summe ist für 97 Prozent unserer Kunden die physische Veranstaltung weiterhin ein unabdingbarer Teil von Messen. Dies stimmt uns als Messe Frankfurt sehr optimistisch. Unsere Kunden sind da und warten auf den Neustart!

 

2020 ist das Messegeschäft in Deutschland um 70 Prozent eingebrochen, 2021 wird wohl auch ein verlustreiches Jahr für deutsche Messeveranstalter. Wie lange können Messegesellschaften die Durststrecke noch finanziell durchhalten?

Für die Messe Frankfurt gilt: Wir bemühen uns, diese Krise soweit wie möglich aus eigener Kraft zu bewältigen. Dabei profitieren wir von unseren starken Marken und unserer weltweiten Diversifikation. Auch helfen uns ein wirtschaftlich starkes Jahr 2019 sowie die vorangegangen gesunden Veranstaltungsjahre mit stetigem Umsatzwachstum. Wir steuern unseren Konzern liquiditätsorientiert, mit einem flexiblen, aber straffen Kostenplan. Trotz strenger Einsparungen dürfen wir Dank des Rückhalts unserer Gesellschafter, der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen, auch in Zeiten wie diesen Chancen ergreifen und antizyklisch investieren.

09.09.2021